Potpourri

Das wollte ich schon länger mal machen: Eine Geschichte schreiben, in der alle meine Schlagwörter („Tag-Links“, siehe am rechten Rand) mindestens einmal vorkommen. Ich probiere es mal alphabetisch!

Es ist Heiligabend. Soeben öffne ich das letzte Törchen vom Adventskalender. Was ist das denn? Ich traue meinen Augen nicht: Ein kleines Schokoladenauto. Und wer steigt grade aus? Der Bofrostmann! Wo will der denn so spät hin? Will der etwa noch Tiefkühl- Brötchen ausliefern? Wo denn? Hier in dieser unwirtlichen Gegend, mitten am Deich? Hier gehen die Eier zu Ende, die Frauen spielen Fußball und Haare wachsen am Horizont! Was in aller Welt hat der hier verloren? Leise schleiche ich ihm nach. Das gespenstische Licht des Mondes verzerrt die Schatten der Hühner im Garten von Kapitän Ahab zu einer Karawane Fleisch fressender Saurier. Plötzlich bleibt der Bofrostmann stehen und blickt sich misstrauisch um. Ich zucke zusammen. Hat er mich gesehen? Dämonisch sieht er aus, als würde er Kinder fressen. Ich fürchte um mein Leben, als er einige Schritte auf mein Versteck zugeht. Sein eisiger Atem stirbt in der klirrenden Kälte, kaum dass er sein Maul verlässt. „Ich bin ein Mann“ , denke ich, „zum Sterben ist jetzt keine Zeit!“ und laufe weg. Meine Schritte hallen in der Dunkelheit wie die Schläge des Belzebubs zum Altweiberfasching auf dem glühenden Amboss. Atemlos renne ich zum Meer. „Heiliges Murmeltier, steh mir bei“, schreie ich. Der graue Riese schmeißt unbarmherzig seine kalten Arme nach mir und spült Muscheln um meine Füße. Unsichtbare Möwen schreien durch die Nacht. Meine Nase saugt den salzigen Odem des Todes ein, in den Ohren knistert es nach zertretenem Playmobil. Das Radio in meinem Kopf spielt Julis „Woanders zu Hause“. Dann ist plötzlich Ruhe. Kognitiver Stromausfall. Unendliche Stille. Das Meer schweigt, als habe Neptun Mittagsschlaf verordnet und drohe jedem, der dieses Gesetz missachtet, mit einer Einzelstunde Eurythmie. Mit meinen Zehen presse ich den Sand in meinen Schuhen immer wieder zusammen, bis sich ein kleiner Damm darin bildet. Die Welt um mich herum ist stumm, wie in der Schule beim Englisch- Unterricht, mucksmäuschen still. Selbst die Segel eines trüben, vorüberziehenden Seelenverkäufers halten sich an das unausgesprochene Redeverbot. Ich fröstle.
Mit lautem Getöse poltert die Brandung Ruptus artig wieder los, glitschig wie Seife prescht sie mir ihre klamme Gischt ins Antlitz. Ich muss spucken und kneife die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffne, brennt die Sonne, obwohl es eben noch stockfinster war. Bis zu den Knien eingegraben stehe ich am Strand, es ist heller Tag. Hinter mir entdecke ich eine schimmernde Tür. Das Wasser frisst gierig ihren Rahmen und drückt an die Buhnen.

Das Leben ist wie die Flut an Weihnachten“ , denke ich, „was die Welle nicht reißt, das reißt der Wichtel!“
In der Tür drehe ich mich noch einmal um und blicke ein letztes Mal zum Ende der Welt. Der Wind bläst mir ins Gesicht, das hält die Windschutzscheibe nicht.

Ist das Kunst …?

… oder kann das weg?

  • Die Socken mit den Löchern
  • Die geköpfte Eierschale
  • Die restlichen italienischen Lire
  • Die ausgebaute Kugelschreiberfeder
  • Der Stadtplan von Ostberlin
  • Die Einladung zur Millenniums- Sylvesterparty
  • Die 5,25- Zoll- Diskette
  • Die Siegerurkunde von den Bundesjugendspielen
  • Die eigene Schultüte
  • Die Tageszeitung vom 18. Geburtstag
  • Die Hotelseife aus den Flitterwochen
  • Der Sand in den Schuhen aus Hawaii
  • Die Sonnenfinsternis- Schutzbrille
  • Der leer gegessene Adventskalender
  • Die aufgehobenen Milchzähne
  • Der Aufkleber „Abi 1986“ am Auto
  • Die abgelaufene Arminia Bielefeld- Dauerkarte (1. Liga!)
  • Der Fuchsschwanz
  • Die Kinderbrille
  • Die C9o- Cassette mit Mal Sondock’s Hitparade
  • Der Esbit- Trockenbrennstoff für die Dampfmaschine
  • Das ausgeglühte Knicklicht
  • Der ausgedrückte Zigarettenfilter nach dem ersten Mal
  • Der 2 cm lange Bleistiftstummel
  • Die Wechselkurstabelle DM – EUR
  • Die Reinhard Fendrich- Single „Es lebe der Sport“
  • Die selbstgezogene Kerze aus dem Workshop „Mit Kindern wachsen!“

Countdown

Viel Zeit blieb nicht mehr. Schon in wenigen Stunden ist Annahmeschluss. Bis jetzt habe ich kein Wort geschrieben. Also, schnell die Flasche Rotwein geöffnet und eine Packung Erdnüsse, fettfrei geröstet, zurecht gelegt. Grade will ich loslegen, da klingelt das Telefon. Meine liebe alte Studienkollegin Cordula. Sie hat immer viel zu erzählen. Heute kommt sie wieder einmal auf der Single-Seite im Internet nicht klar. Ich hätte meine Freundin doch auch darüber kennen gelernt, wie ich das denn gemacht hätte?

Also, was du tun musst sind zwei Dinge.
Erstens: Du musst dich über Wert verkaufen. Das tun alle und es sieht (erstmal) keiner. Das Gewicht wird um sieben bis zehn Kilogramm geschönt, das Alter verjüngt. Fotos, wenn überhaupt, sollten dich nur mit vollem Haar und kompletten Gebiss zeigen, also 1987 oder im Gegenlicht. Das Auge isst bekanntermaßen mit. Kinder?! Bloß nicht! Besser, man trifft sich sowieso erst einmal außerhalb. Viele Männer wollen eine Kuh (die meisten sogar nur die Milch), nicht eine ganze Herde. Und dann bist du, selbst wenn du zu Mutti noch die Wäsche bringst, unabhängig und stehst mit beiden Beinen im Leben. Männer wollen kein Kälbchen, das noch über die Wiese stolpert. Bedenke auch: Männer können nicht zwei Dinge gleichzeitig tun. Sie machen das Autoradio leiser, wenn sie sich verfahren haben. Sie können nicht lesen UND schreiben. Sie schauen nach den Bratkartoffeln und, wenn sie grade wieder sitzen, stehen sie auf und holen sich Bier. Deshalb dauern ihre Antworten im Chat immer etwas länger. Da musst du einfach Geduld haben. Um dir die Wartezeit zu verkürzen, ist es sinnvoll, immer mit vier bis fünf Exemplaren gleichzeitig zu chatten. Es bleibt trotzdem noch genügend Zeit für die Bügelwäsche. Und, super wichtig: Verschweige deine Schwächen! Schuhe, Handtaschen, Friseurtermine, Yoga, Nordic Walking, Tupper- und Seifenparties gehören nicht zum Vokabular eines Mannes!
Zweitens: … – Moment mal, es klopft in der Leitung …

Tut tut tut. Hä? Dummnuss!

Wo war ich stehengeblieben? Ach ja, beim Wein. Ich mach mir mal noch ’ne Flasche auf.

Ffffffoppp! Hihi!
Klingeling! Hä?

Ach du! Ja, das Gespräch war plötzlich weg. Da habe ich erstmal nach den Kindern geschaut und mir auf dem Rückweg noch ein Glas Wein … Was jetzt zweitens ist? Du darfst nicht so anspruchsvoll sein! Die Männer da übertreiben alle. Sie sind in Wirklichkeit nur halb so groß und doppelt so schwer, wie sie behaupten!

Dies ist mein Beitrag zu Donna’s Schreibprojekt.

Aquafit

Was soll ich da? Mit einer bunten Nudel im kalten Wasser hopsen? Die steifen Hüften zur scheppernden Musik kreisen?
Entsetzt schaue ich auf die Teilnehmerliste an der Infotafel. Ich habe mich da nicht eingetragen! Das kann sich doch nur um ein Versehen handeln! Warum muss ausgerechnet ich mit den rundbäuchigen und rotgesichtigen Männern aus der Rheumaliga dorthin? Alle Liegen sind schon Stunden vorher mit Handtüchern reserviert. Aus den Schließfächern riecht es nach Franzbranntwein, Kernseife und Adiletten. Abgewetzte braungestreifte Bademäntel hängen tot am Haken. Die Luft ist nebelschwer, das heiße Wasser aufgebraucht, und wenn ich endlich dran bin zu duschen, ist der Ablauf verstopft! Und am Fenster stehen die gaffenden Weiber auf dem Weg zur Diätküche!
Warum bekomme ich nicht Relaxen am Pool mit Kerzenschein, Käsehäppchen und knackigen Konkubinen verordnet? Oder wenigstens Frauensauna U30?
Und dazu einen Aquavit! Das Leben könnte so schön sein.

Seifenparty

Ach du scheiße. Das kann ja auch nur Frauen einfallen! Eine Seifenparty?! So ein in Seidenpapier eingeschlagenes 50 Gramm – Stück kostet bestimmt 12,95 und riecht auch nicht besser als die gute alte Fa. Aber wahrscheinlich belagern da 10 – 12 Hühner um die 40 das heimische Wohnzimmer den ganzen Abend lang zur besten DSF – Sendezeit, zeigen sich ihre neuen Frisuren, Schuhe und Übergangsjacken und trinken sauren Prosecco. Da ist so ein Stückchen Seife nicht zu teuer und ein willkommener Anlass, über Männer im Allgemeinen und ihre eigenen im Besonderen herzuziehen und nebenbei mal eben 4 – 5 von Hand gezogene Duftklumpen mit ätherischen Ölen aus wildwachsenden Kräutern von den Hängen des südlichen Apennin zu kaufen. Das Geld ist ja schließlich selbst verdient. In der Boutique oder im Gummibärenladen. Wo wiederum nur Frauen einkaufen. Und weil die Seife ja doch nicht so ganz billig war, findet sie im Louis – Philippe – Vertiko einen passenden, letzten Aufbewahrungsort.
Der Mann ist natürlich zu so einem Happening ausgeladen. Er rennt derweil im real,- („Einmal hin. Alles drin“) dreimal um den Akkuschrauber aus der Werbung herum und überlegt genau, ob er den wirklich braucht, kauft dann einen Kasten Bier, eine neue Jeans und eine Tüte Lakritze und besucht einen alten Freund. Wir gucken Fußball, reden über schöne Frauen (nicht die eigenen) und betrinken uns.
Ich bin schon mal gespannt auf seine neuen Alufelgen!

Finnischer Besucher

Mein erster Blogbesucher aus dem Ausland war da, oder zumindest hat sich jemand ihn auf finnisch übersetzen lassen:

Hier ein Auszug aus meiner Geschichte Der zündende Begriff:

Varattu monia muistoja, käsite on Klospülungskette. Diese silbernen, irgendwie geflochteten Ketten, als der Spülkasten noch oben an der Wand montiert war. Tämä hopea, jotenkin geflochteten ketjuja, vaikka wc-säiliön katolle asentaa seinälle. Bei Oma. Kun mummo. Im Harz. Kun hartsi. Das Klo war eisekalt, auf halber Etage. WC oli eisekalt, puoli krs. Aus dem Absperrhahn kam das Wasser nur spuckend, die Kernseife hatte tiefe Risse und Haare. Alkaen virrankatkaisu venttiili, vesi oli vain sylkeminen, joka oli syvä halkeama saippualla ja hiukset.

Ist das nicht DiaGonal (=schräg)? Danke für diese unverhoffte Freude. Ich habe sie sofort genossen (Freu dich nicht zu spät). Ohne das Original zu kennen, hätte ich aber nicht gewusst, worum es geht.
Hier ist der Link zum ganzen Blog auf Finnisch.
Ob ich mal „Hallo“ sage?

Der zündende Begriff

Manchmal fehlt er mir: Der zündende Begriff. Einer wie Diktiergerät zum Beispiel, oder Tesafilmabroller, Tackerklammerentferner (dreimal der Blick über meinen Schreibtisch).
Wie heißt es denn richtig? Warentrennstab, Warentrennholz, Warenteiler, Warenseparator, Kassentrenner, Kundentrenner, Kundentrennstab oder Kundentrennholz? Ich habe mich für Warenbandtrennstück entschieden. Jedenfalls meine ich diese mit Werbung versehenen Plastikstäbe, die den eigenen Einkauf im Supermarkt von dem des Vorder- und Hintermannes (meinetwegen auch: -frau) trennen sollen. Das geht nicht immer gut, wie wir alles wissen. Da landet schon mal eine Packung Always Ultra bei einem Mitte 40- jährigen Familienvater (heißen die Binden eigentlich so, weil man sie immer tragen muss?). Oder ich schiebe die Packung Kondome dem kleinen Dötz vor mir unter, um sie ihm nach der Kasse lautstark wieder abzuknöpfen. So ein kleine Sau, in dem Alter schon … ! Hat wohl gedacht, das wäre Kaugummi (stand ja auch „Erdbeere“ drauf).

Ein weiterer, mit vielen Erinnerungen besetzter Begriff ist die Klospülungskette. Diese silbernen, irgendwie geflochtenen Ketten, als der Spülkasten noch oben an der Wand montiert war. Bei Oma. Im Harz. Das Klo war eiskalt, auf halber Etage. Aus dem Absperrhahn kam das Wasser nur spuckend, die Kernseife hatte tiefe Risse und Haare.
Heute ist das schöner. Die Heizung bullert, das Radio trällert, die Zeitung ist aktuell und zum Lesen da.
Ach, manches wird doch besser!