Sehnsucht

Meine Sehnsucht nach Meer und salziger Luft beim Aufstieg auf den hohen Dünenberg oder aber nach Ruhe und Gelassenheit im Alltag der Gegenwärtigkeiten und erst recht nach Luft und Liebe und Jux und Dollerei und immer wieder nach Dir oder vielleicht auch ganz einfach nach Butterkuchen mit Mandeln und Sahne oder besser nach Rindsrouladen mit Senf und Gürkchen und zum Abschluss eine wunderbar krustige Crème brûlée oder letztendlich doch ein Mettbrötchen mit geschnittenen Zwiebelringen und einer kleinen Petersilienblüte aus dem Garten hinterm Haus?

Unschuldig

Manchmal ist das Leben unübersichtlich und verwirrend. Ich weiß dann weder ein noch aus. Was ich auch tue, es fühlt sich irgendwie falsch an. Besonders suspekt und unheimlich ist mir die Liebe, denn ich kann beim besten Willen kein Muster oder Rhythmus darin erkennen, wer sich wann, wieso, warum und in wen verliebt. Noch viel schlimmer ist es, wenn es mich selbst ereilt. Dann brechen alle Dämme. Meine mühsam geschmiedeten Routinen geraten durcheinander, alles steht Kopf und nichts mehr passt zusammen.
Dabei wäre es ganz einfach, denn, wann immer ich mich so durchgerührt fühle, kann und muss ich davon ausgehen, dass ich verliebt bin.
Eigentlich.
Doch eigentlich brennt es auch nicht beim Wasserlassen. Und trotzdem musste ich als kleiner Junge genau diese verstörende Erfahrung einmal machen, als ich an den Weidezaun gepinkelt habe. Und so stehe ich noch heute dem Wörtchen Eigentlich eher skeptisch gegenüber, denn merkwürdigerweise lösen auch Hunger oder Angst dieses Kribbeln in meinem Bauch aus.
Und genau das ist auch mein Dilemma: Immer, wenn ich einer Frau begegne, weiß ich nicht, ob ich sie küssen, aufessen oder doch lieber weglaufen soll. Ein ums andere Mal führte das bereits zu polizeilichen Ermittlungen, wüsten Beschimpfungen oder Bisswunden.
Ich frage mich anschließend oft, was ich denn diesmal wieder falsch gemacht habe. Wie gesagt: Das Leben ist unübersichtlich und verwirrend.

Augenblick

Wenn es um mich herum wieder einmal rundgeht, schließe ich die Augen und beginne in meiner Phantasie zu wandern.
An manchen Tagen auf so einer Reise bin ich 14 Jahre alt und fiebere dem ersten Mal entgegen, an anderen bin ich 52 und wäre gerne 14. Ich kann der Held am Vormittag sein, dann ein kurzes Schläfchen halten und am Abend von einer rothaarigen Fee gerettet werden. Ich laufe durch das endlose Watt, spüre die Sonne auf meiner Haut oder liege im grünen Gras und höre das Laub rauschen. Nichts stört, nichts zwickt oder drückt.

Meistens aber fehlt mir die Zeit zum Träumen. Von der weiten Welt und den kleinen Augenblicken. Von einem Karmann Ghia Cabriolet, einem eigenen Atelier, einem Haus am Meer mit Olivenbäumen im Garten oder von der großen Liebe, die mich noch einmal küsst.
Manchmal, wenn ich daran denke, habe ich Angst, es zu verpassen, weil ich die Augen zu habe. Dann wünsche ich mir, die Erde wäre eine Scheibe, mit einem Zaun am Horizont, damit ich nicht falle.